Interview Dr. Christian Conrad

Dr. Christian Conrad, Partner, über seinen Weg in die Partnerschaft

"Ich habe den Freiraum bekommen, etwas aufzubauen”

Christian Conrad startete vor gut acht Jahren direkt nach dem Referendariat bei HÖCKER. Gerade wurde er in die Partnerschaft aufgenommen. Im Interview verrät er, wie er in dieser Zeit einen neuen Bereich des Äußerungsrechts mitentwickelte, wie sich seine Karrierepläne im Laufe der Zeit geändert haben und wieso er sich manchmal sogar auf Montag freut.

Christian, wie hast Du HÖCKER kennengelernt?

Ich bin seit August 2013 dabei. Ich hatte - auch mit etwas Glück - meine Examen so gemacht, dass mich die Großkanzleien gerne auf ihre Bewerbertage eingeladen haben. Da schrieb mir mein Referendarskollege Johannes Gräbig, dass er gerade bei HÖCKER angefangen habe und sie noch Leute suchten. Nach Vorstellungsgesprächen bei mehreren Kanzleien habe ich mich für HÖCKER entschieden - und seitdem bin ich hier.

Hattest Du vorher schon Erfahrung im Presserecht?

Nein, aber ich hatte im Ref Markenrecht und Wettbewerbsrecht gemacht. Wettbewerbsrecht hilft mir auch heute noch unheimlich, daraus kann man im Presserecht viel herleiten.

In welchen Bereichen liegen deine Schwerpunkte?

Bei uns hat sich vor ein paar Jahren etwas entwickelt, das wir öffentlich-rechtliches Äußerungsrecht nennen. Das klassische Presserecht richtet sich gegen Verlage, das öffentlich-rechtliche Äußerungsrecht gegen den Staat.

Angefangen hat das mit Staatsanwaltschaften. Diese begannen plötzlich, während laufender Strafverfahren einseitige und vorverurteilende Presseerklärungen abzugeben. Das ist unglaublich gefährlich, weil die Presse staatliche Pressemitteilungen in der Regel einfach so übernehmen darf. Aber natürlich hat eine Anklagebehörde ein bestimmtes Bild und teilt nicht unbedingt auch Umstände mit, die den Beschuldigten entlasten. Hier gehen wir sozusagen an die Quelle mieser Presse über unsere Mandanten: Wir nehmen gezielt Einfluss auf die Kommunikation der Staatsanwaltschaften aber auch auf die Äußerungen anderer Behörden in laufenden Verfahren.

Das ist inzwischen ein großer Teil meiner Arbeit. Die Besonderheit dabei ist, dass wir in der Regel am Verwaltungsgericht und nicht selten am Bundesverfassungsgericht sind.

“Nicht jeder muss Partner werden wollen”

Das heißt, dass Du diesen Bereich schon in den ersten 8 Jahre deines Berufslebens ein Stück weit mitgestaltet hast?

Ja, und ich würde sogar noch weiter gehen. Ich würde sagen, dass wir inzwischen im öffentlichen Äußerungsrecht eine der führenden Kanzleien in ganz Deutschland sind und eine der wenigen, die das überhaupt in dieser enormen Intensität machen.

Ich habe den Freiraum bekommen, diesen Bereich auf- und auszubauen. Es hieß: “Wenn dich das interessiert, dann mach das.”

Du bist gerade Equity-Partner geworden. War das von Anfang an Dein Karriereplan und hat Dir die Kanzlei diese Perspektive von Anfang an gegeben?

Es war eher eine organische Entwicklung. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher war, wohin die Reise geht, als ich hier angefangen habe. Vor drei Jahren kam der Entschluss, dass ich es richtig durchziehen möchte. Dann habe ich erst einmal den Schritt in die Salary-Partnerschaft gemacht.

Es ist übrigens völlig ok, wenn jemand hier anfängt, der sich nicht sicher ist, ob der Anwaltsberuf das Richtige für ihn ist. Und es muss auch nicht jeder Partner werden wollen. Als Partner muss man Akquise machen, sich auch privat mit Mandanten treffen und mit ihnen auch mal über etwas anderes als Jura reden. Man kriegt auch immer wieder unschöne Artikel über sich selber ab, weil die Medien uns natürlich nicht unbedingt mögen und unsere Arbeit manchmal allzu persönlich nehmen. All das muss man als Partner einkalkulieren und wenn man das nicht will, dann ist das auch in Ordnung.

Wie hast Du deine eigene Entwicklung rückblickend erlebt und wie hat dich die Kanzlei dabei unterstützt?

Bin ich wirklich schon über acht Jahre hier? Das ist zwar schon eine lange Zeit, aber es ist auch nicht mega-lang. Als ich hier angefangen habe, konnte ich mit jeder Frage zu Carsten, zu Ralf oder auch zu allen anderen Anwälten gehen. Heute fragen die anderen Partner auch mal mich, wie sie bestimmte Sachen machen sollen. Auch die jungen Kollegen kommen nun mit Fragen zu mir. Das ist manchmal ein bisschen beängstigend - aber vor allem toll!

“Wenn Du hier arbeitest, hast Du einen Fall rechtlich aus allen Perspektiven verstanden”

Was ist deine persönliche Perspektive bei HÖCKER?

Mit dem öffentlich-rechtlichen Äußerungsrecht habe ich ein eigenes Dezernat, in dem ich inzwischen mit zweieinhalb jungen Kollegen arbeite. Wir arbeiten daran, den Bereich noch weiter auszubauen.

Dieses Jahr gebe ich zusammen mit drei Kollegen ein Buch im Beck-Verlag heraus, das “Handbuch Öffentlich-rechtliches Äußerungsrecht”. Das wird - so wie es aussieht - das einzige Buch auf dem Markt zu dem Thema sein. Man hat im Studium vielleicht mal einen Witz gemacht, dass man irgendwann mal Herausgeber wird, und jetzt bin ich das tatsächlich - mit 37 Jahren. Es ist schon absurd, in welchem Tempo das alles passiert.

Das liegt nicht daran, dass ich der beste Anwalt der Welt bin. Ich hatte viel Glück und die Kanzlei hat mir die nötige Freiheit und Unterstützung gegeben. Ralf Höcker ist zwar durchaus eitel aber nicht dumm. Er hat von Anfang gesagt: “Ich möchte, dass auch Ihr neben mir im Rampenlicht steht”. Er will, dass wir als Unternehmen und nicht als ‚Einmannbude plus Anhang‘ wahrgenommen werden, so wie einige Wettbewerber. Nur auf diese Weise konnten wir auf eine solche Personalstärke wachsen. Mit demnächst 16 Anwältinnen und Anwälten haben wir unsere schärfsten Wettbewerber inzwischen weit hinter uns gelassen.

Was macht für dich die Kultur bei HÖCKER aus?

Für mich ist - da bin ich vielleicht ein bisschen nerdig - das fachliche Niveau wichtig. Ich möchte mich mit einem Kollegen über einen Fall unterhalten können und merken, dass der ziemlich schnell versteht, worum es geht und wir dann auf die entscheidenden Punkte kommen. Wenn Du hier arbeitest, hast Du einen Fall rechtlich aus allen Perspektiven verstanden und kannst dann optimal beraten.

Trotzdem ist es hier nicht steif, sondern fast schon familiär. Das ist mir extrem wichtig, denn mit den Kollegen verbringe ich fast so viel Zeit wie mit meiner Familie und ich will das hier noch ein paar Jahrzehnte machen. Hier denkst Du Dir freitags manchmal: Wochenende ist schon ok, aber ich freue mich drauf, am Montag an dem Fall weiterarbeiten zu können. Das ist purer Luxus.